Kirche & Gemeinde
Die Evangelisch-Reformierte Schlosskirchengemeinde Köpenick hat ihr Gemeindezentrum in der Altstadt von Köpenick in der Freiheit 14. Ihre Kirche ist die Schlosskirche auf der Schlossinsel gegenüber dem Schloss. Die Gemeinde gehört zum Reformierten Kirchenkreis in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und damit zur Evangelischen Kirche in Deutschland.
Zur Geschichte der evangelisch-reformierten Schlosskirchengemeinde
Die Gemeinde wurde im Juni 1684 von Deutschen und Niederländern am Hofe des brandenburgischen Kurprinzen Friedrich, des späteren ersten preußischen Königs Friedrich I., gegründet. Sie nutzt die Schlosskirche seit ihrer Einweihung am 6. Januar 1685 bis heute für ihre Gottesdienste und Gemeindeversammlungen.
Die Kirche wurde 1683–1685 auf Veranlassung von Prinzessin Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel aus Mitteln des Kurprinzen erbaut. Architekt war Johann Arnold Nering (1659–1695) aus Wesel, der mit der Schlosskirche den ersten protestantischen Zentralbau mit Kuppel auf märkischem Boden schuf. Eigentümer der Kirche blieb das Haus Hohenzollern. Zunächst gehörten zur Gemeinde in erster Linie Herrschende und Bedienstete, die in Beziehung zum Hof des reformierten Kurprinzen standen. Später fanden Menschen aus allen Himmelsrichtungen in der Schlosskirchengemeinde eine Heimat, so z. B. Hugenotten aus Frankreich, vertriebene reformierte Christen aus der Pfalz sowie aus Böhmen und Mähren, und Zuwanderer aus der Schweiz, aus Polen und den Niederlanden. Dem Aufruf von König Wilhelm III. aus dem Jahr 1817 zum Trotz blieb die Schlosskirchengemeinde reformiert, schloss sich also nicht der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an.
Mit Kabinettsordre vom 24. November 1827 wurde das Schloss Köpenick vom Preußischen Staat ins Volkseigentum überführt, um darin (bis zur Märzrevolution 1848) ein Gefängnis für sogenannte Demagogen zu betreiben. Der Schlosskirchengemeinde wurde ein unentgeltliches Nutzungsrecht der Schlosskirche eingeräumt. Nach der Revolution wurde das Gebäude bis 1926 als Volksschullehrerseminar genutzt. Während des Ersten Weltkrieges schmolz man die zur Gründung gestifteten bronzenen Glocken der Kirche ein.
Nachdem im Jahr 1927 Schlosskirchenpfarrer Dönitz verstorben war, übernahm Pfarrer Fincke von der Stadtkirche die vakante Pfarrstelle. Geschäftliche Belange der Gemeinde lagen in den Händen des Patronatsältesten Rektor Miethge. Dieser trat energisch für eine Besinnung auf die reformierte Tradition ein. Die Gemeinde unterstützte ihn in weiten Teilen und lehnte nicht nur den Vorschlag einer Vereinigung mit der Stadtkirche ab, sondern wählte auch im August 1927 im Zuge der Neuausschreibung der Pfarrstelle den einzigen Bewerber reformierten Bekenntnisses, Georg Ratsch, zum neuen Pfarrer. Unter Pfarrer Ratsch wurden Heidelberger Katechismus und Psalmengesang wieder eingeführt, der Altar durch den Abendmahltisch ersetzt und 1934 mit Zustimmung des Landeskonservators die Darstellung der Geburt Jesu und des guten Hirten in den Chorfenstern durch Ornamentglas ersetzt.
Viel bedeutender als diese Neuerungen war das entschiedene Bekenntnis zur reformierten Tradition jedoch unter der nationalsozialistischen Herrschaft. So versteckten Pfarrer Ratsch und seine Ehefrau Alide während der Köpenicker Blutwoche (21.–26. Juni 1933) im Pfarrhaus in der Freiheit 14 vom Regime Verfolgte. Georg Ratsch protestierte persönlich beim Bezirksbürgermeister Karl Mathow (NSDAP) gegen die Übergriffe. Das Presbyterium der Schlosskirchengemeinde gehörte geschlossen der Bekennenden Kirche an. Alide Ratsch setzte sich während des Einmarschs der Roten Armee mit Wehrmachtsoffizieren auseinander, um die Sprengung der Dammbrücke über die Spree zu vereiteln. Der Volkssturmsoldat Karl Henkner verweigerte daraufhin den Befehl zur Sprengung, wodurch der Köpenicker Altstadt wohl der Beschuss erspart blieb, der ansonsten zu erwarten gewesen wäre.
Nach der Kapitulation Berlins blieb Köpenick zunächst von sowjetischen Truppen besetzt und war ab 1949 Teil der DDR. Während das Berliner Stadtschloss gesprengt wurde, blieb das Schloss Köpenick erhalten. Im Jahr 1963 wurde das Schloss Standort des Ost-Berliner Kunstgewerbemuseums und damit erstmals öffentlich zugänglich. Am 1. Oktober 1985 schlossen die Staatlichen Museen zu (Ost-)Berlin einen Vertrag mit der Schlosskirchengemeinde ab, der das Recht zur unentgeltlichen Nutzung der Kirche (aus der Enteignung durch Preußen 1827) anerkannte. Für die Erhaltung hatten die Staatlichen Museen zu sorgen. Mit der Wiedervereinigung wurden auch die Staatlichen Museen West- und Ost-Berlins zusammengeführt. 1994 begann eine zehnjährige Generalsanierung, nach deren Ende das Schloss Köpenick als Dependance des Kunstgewerbemuseums am Kulturforum wiedereröffnet wurde.
Ökumenische Partnerschaften
Bis heute ist die Gemeinde von einer großen Offenheit geprägt. So kooperiert die Schlosskirchengemeinde etwa anlässlich der Allianz-Gebetswoche oder des Weltgebetstags der Frauen mit umliegenden Gemeinden. Die Schlosskirchengemeinde unterhält außerdem eine intensive ökumenische Zusammenarbeit mit der Ev. Stadtkirchengemeinde Köpenick (St. Laurentius), der katholischen Kirchengemeinde St. Josef, der Ev.-freikirchlichen Gemeinde Köpenick in der Hofkirche (Baptisten), der Gemeinde der Sieben-Tags-Adventisten sowie mit der Ev. Kirchengemeinde Müggelheim. Partnergemeinde der Schlosskirche ist die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Leer.
In 2014 schloss sich die Schlosskirchengemeinde mit der Rixdorfer Bethlehems-Kirchengemeinde zum Reformierten Pfarrsprengel Berlin zusammen. Beide Gemeinden fusionierten am 1. Januar 2023 zur Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Berlin.