Andacht vom 28.04.2020
So allmählich ist es sichtbar: unsere Welt, unser Leben ist anders geworden.
Dieser Tage haben meine Tochter und ich erstmals die genähten Mundschütze anprobiert.
Bunt und fröhlich sitzen sie in unseren Gesichtern.
Ein kleines Stück Stoff, das uns vor Augen führt, dass alles anders ist und noch lange anders bleibt.
Ein kleines Stück Stoff liegt plötzlich zwischen uns.
Ja, es liegt etwas zwischen uns und dem Gewohnten.
Es ist seltsam.
Und ich frage mich, wann wir uns daran gewöhnen, wann wir die Veränderung annehmen, wann wir einander neu sehen, neu wahrnehmen lernen.
„Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7), so heißt es doch. Ein kleines Stück Stoff hält dich nicht ab, nicht wahr, Gott?
Du schaust hin, du siehst, wie uns zu Mute ist.
Du siehst unsere Sehnsüchte, unsere Ängste hinter den bunten, fröhlichen Masken.
Du siehst wie wir innerlich ringen. Ja, da ist der Wunsch nach Altgewohntem, doch wir haben eben auch Verantwortung achtsam und vorbildhaft mit dem hier und jetzt umzugehen. Sind wir nicht alle einander anvertraut?
Ich schaue meine kleine Tochter an: sie gluckst und lacht hinter ihrem Mundschutz. „Mama, Menschen gucken, Hallo sagen“ - sagt sie und geht mit mir zum Gartenzaun. Ach Gott, ist das schön. Die wenigen Menschen die hier vorbei spazieren lachen uns an und winken. Manche tragen auch einen Mundschutz und ja, man kann trotzdem ihr Lächeln sehen, denn ihre Augen strahlen.
Wir müssen derzeit vielleicht einfach genauer hinsehen, hinter die Masken blicken, die kleinen Zeichen erkennen.
Menschen gucken – wie meine Tochter es nennt.
Du Gott, machst das immer. Du guckst hinter unsere Masken, hinter unsere Fassaden, du guckst tief in unser Herz.
Du guckst mich an, sagst mir „Hallo“, wendest dich mir zu. Es tut gut, mich daran zu erinnern.
Menschen gucken, Hallo sagen – das machst du Tag für Tag. In Freude und im Leid bist du da, guckst in unser Herz und schenkst uns deine Nähe.
Ach Gott, lass uns das von dir lernen und schenke uns Achtsamkeit und Besonnenheit für das, was ist und das was kommt.
Wir haben alle Masken auf,
maskiert gehn wir durchs Leben.
Zu wissen, was dahinter steckt,
ist einzig Gott gegeben.
Robert Gernhardt
Liedtext von Eckart Bücken: Gott gab uns Atem, damit wir leben (EG 432)
1 Gott gab uns Atem, damit wir leben. Er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
2 Gott gab uns Ohren, damit wir hören. Er gab uns Worte, dass wir verstehn. Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön. Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
3 Gott gab uns Hände, damit wir handeln. Er gab uns Füße, dass wir fest stehn. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehn. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehn.